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Collie-Aussie-Team

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Unser Leben mit Degenerativer Myelopathie (DM)

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Die Krankheit
Die Degenerative Myelopathie ist eine Erkrankung des Rückenmarks. Bricht sie aus, werden die Myelinscheiden der Nervenbahnen im Rückenmark nach und nach zerstört, so dass der betroffene Hund langsam, aber immer weiter fortschreitend, die Kontrolle über seine Hintergliedmaßen, später auch die Vordergliedmaßen und andere Körperbereiche verliert. Die Krankheit an sich verursacht keine Schmerzen, jedoch werden durch die Fehlhaltung oft Schmerzen / Verspannungen hervorgerufen, weswegen eine regelmäßige chiropraktische / osteopathische Betreuung und Physiotherapie für den Patienten wichtig sind. Die Krankheit ist nicht heilbar. Nach heutigem Stand (2017) ist intensive Physiotherapie das Mittel der Wahl, um dem Hund seine Lebensqualität so lange wie möglich zu erhalten.
Die DM ist vergleichbar mit der ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) beim Menschen.
(Diese knappe Zusammenfassung soll nur einen kurzen Überblick geben. Genauere Informationen über die Erkrankung findet man natürlich im Internet, am besten jedoch bei gut informierten Tierärzten und Physiotherapeuten!)

Soweit die “nüchternen Fakten”.
Auf dieser Seite möchte ich über meine ganz persönlichen Erfahrungen mit dieser schrecklichen Erkrankung berichten.
Ich hatte das Glück, meinen Albion vom ungefähren Ausbruch der Krankheit (es beginnt schleichend und man kann später kaum noch sagen, wann genau die ersten Anzeichen waren...) bis zu seinem Tod noch über ein Jahr begleiten zu dürfen. Auch ist das Alter von 11 Jahren für den Ausbruch der Krankheit schon sehr spät. So hatten wir “Glück im Unglück”...
Jetzt, mit fast einem Jahr Abstand, blicke ich dankbar auf unsere gemeinsame Zeit zurück. Bin froh und glücklich, dass ich trotz der Krankheit, die schon lange in ihm schlummerte, meinen Albion so lange als topfitten und gesunden Hund an meiner Seite haben durfte! Und bin fest davon überzeugt, dass unser Weg mit der Krankheit für uns der absolut richtige war. Mein Albion war ein glücklicher Hund - bis zu seinem letzten Tag.
Die menschliche Seite sieht da ein wenig anders aus... Es ist nicht leicht, zu sehen wie der immer fitte Hund plötzlich zusehends schwächer wird, zunächst durch ungeklärte Ursache. Es ist nicht leicht, nach allen Tests und kleinen Hoffnungen letztendlich dann zu akzeptieren, dass man nun mit einer unheilbaren Krankheit leben muss und nichts mehr so werden wird wie zuvor, egal wie sehr man sich bemüht. Und das Leben mit einem behinderten Hund zu organisieren, die Zeit für seine notwendige tägliche Physiotherapie zu finden, auch das ist ganz und gar nicht leicht. Aber jeder Blick in die vertrauten, fröhlichen Augen sagt, es ist richtig so! Jedes fröhliche Wäff, jedes zufriedene Grunzen, die Begeisterung jeden Tag, wenn es zum Gassi geht - das ist es, was mich durchhalten ließ. Der Hund in diesem Körper, der langsam immer schwächer wurde, war immer noch ganz der alte Albion! Und es war für mich unglaublich zu sehen, wie er seine Krankheit schlichtweg ignorierte. Kein Gedanke darüber, ob “sein Leben noch lebenswert” wäre - er LEBTE einfach! Und nahm alle Hilfen, die er bekam, dankbar an.
Aber die Selbstzweifel, das permanenete Abwägen, was noch geht und was nicht... Natürlich begleitete auch das unser Leben bis zum Schluss. Gut, wenn man Freunde, Familie und ganz tolle Ärztinnen hat, die immer wieder den so wichtigen “Blick von außen” bringen. Ich bin Euch allen so dankbar...!
Ich kann jedem, der sich mit dem gleichen Schicksal auseinandersetzen muss, nur raten: Geht Euren eigenen Weg! Lasst Euch nicht von der Meinung der “Allgemeinheit” durcheinander bringen. Und vor allem: Seht und hört auf Euren Hund und auf Euch selbst, denn es ist EUER Leben!

Albions Geschichte in der Collie-Revue

In der Collie-Revue 3/2017 habe ich einen Artikel über Albions letztes Jahr veröffentlicht.
Mit freundlicher Genehmigung der Herausgeberin, Frau Eva-Maria Krämer, darf ich ihn hier für Interessierte zur Verfügung stellen:

zum Artikel

Die Collie-Revue erschien leider nur bis 2017, wird aber im Netz unter www.infohund.de weitergeführt.

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Wenn man sich mit dieser Krankheit auseinandersetzen muss, tut es manchmal einfach gut, mit Betroffenen zu reden.
Für nähere Informationen, auch zu Hilfsmitteln, Adressen von Ärzten, etc. stehe ich sehr gerne zur Verfügung. Meine Kontaktdaten findet Ihr im Impressum.

Ein paar Worte zum Gentest...
Die DM selbst kann bisher ausschließlich über eine Ausschluss-Diagnostik für ähnliche Erkrankungen festgestellt werden. Wirklich “beweisen” kann man eine vorhandene DM nur durch Entnahme und Untersuchung von Rückenmarksgewebe beim toten Hund.
Seit einiger Zeit gibt es einen Gentest für eine Mutation im “SOD1-Gen”, welche mit dem Ausbrechen der DM in Verbindung gebracht wird. Das Schwierige dabei ist nun: Nicht bei jedem Hund, der die Mutation reinerbig (dm/dm) trägt, wird die Krankheit ausbrechen. Und auch Hunde, die genetisch “nur” Träger (N/dm) oder frei (N/N) sind, können durchaus im Laufe ihres Lebens Symptome entwickeln, die an eine DM erinnern. Teilweise wird auch von “verschiedenen Formen” der DM gesprochen. Hier ist noch nicht alles erforscht, was für eine Sicherheit und definitive Aussage des Gentests notwendig wäre.
Grund genug für einige Züchter, den Gentest schlichtweg zu ignorieren oder seine Aussagekraft für die Zucht generell in Frage zu stellen.

Aus den persönlichen Erfahrungen, Informationen und Recherchen in der Zeit mit der Krankheit möchte ich hier einfach meine persönliche Meinung zur Thematik aufschreiben:
- Albion wurde komplett auf mögliche Alternativen zu DM durchgecheckt, da z.B. eine Cauda Equina-Problematik (und andere
  Erkrankungen) im Anfangsstadium durchaus Ähnlichkeit mit DM haben. Als letzten Teil der Diagnose machten wir dann den  
  Gentest, das Ergebnis dm/dm bestätigte unsere immer deutlicher werdende Vermutung.
- Nach Erfahrung  unserer (wirklich sehr gut informierten) Ärztinnen gibt es ganz typische Anzeichen für DM, die sich vor allem
  im Endstadium von ähnlichen Krankheitsbildern unterscheiden, so dass man sich doch sehr sicher sein kann, mit was man es
  zu tun hat.
- DM ist eine (zum Glück) seltene Erkrankung. Ich hatte das Glück, dass unsere Ärztinnen und Physiotherapeutin bereits mit
  mehreren DM-Patienten Erfahrung hatten. Alle Hunde (etwa 10 insgesamt), bei denen aufgrund der Symptome bei
  Ausschlussdiagnose eine DM vermutet wurde und bei denen der Gentest gemacht wurde, hatten den Status dm/dm, ein Hund
  mit unklaren Symptomen N/dm.

- Mit dem Gentest testet man das RISIKO, an DM zu erkranken. Als Hundebesitzer OHNE Zuchtambitionen würde ich den Test bei meinem Hund nur machen lassen, wenn ein Verdacht auf DM besteht. Habe ich einen gesunden, fitten Hund, kann ich mit dem möglichen Ergebnis dm/dm nichts anfangen (außer mich verrückt zu machen...). Es gibt nach heutigem Wissen keine vorbeugenden Maßnahmen oder Medikamente, die den Ausbruch der Krankheit hinauszögern oder gar verhindern. Wir vermuten, dass Albions guter Trainingszustand und Bemuskelung den Ausbruch durchaus hinausgezögert haben könnten. Aber eine gesunde und fitte Lebensweise ist für JEDEN Hund von Vorteil, ob er nun den SOD1-Status dm/dm hat oder nicht.

- Eine völlig andere Sache ist aus meiner Sicht der Umgang mit dem Test als ZÜCHTER!
  Ja, wir testen “nur” ein Risiko... Aber wenn ich als Züchter das Risiko einer solch schlimmen Erkrankung senken kann, dann
  ist es meine Pflicht, das zumindest in meinen Zuchtplänen zu berücksichtigen! Komplettes Ignorieren “weil der Test sowieso
  nicht aussagekräftig ist” ist sicher der falsche Weg. Oft wird hier der (durchaus sehr wichtige!) Genpool als Argument bemüht.
  Wenn dann der gleiche Züchter eine Inzuchtverpaarung  auf einen Championrüden macht, darf man diese Aussage
  zumindest deutlich hinterfragen. Leider wird zu oft ein Gentest nicht gemacht, aus Angst, die eigenen Zuchthunde mit einem
  “Makel” zu behaften.
  Dann lieber die Augen verschließen und nur alle Argumente GEGEN den Test sehen...
  Ich wünsche mir, dass alle Zuchthunde getestet werden müssen - so kann niemand die Augen verschließen und man
  bekäme überhaupt erst einmal einen Überblick über die Verbreitung der Mutation in der Rasse. Der Umgang mit den
  Ergebnissen sollte zumindest zum jetzigen Stand Sache der (hoffentlich verantwortungsvollen) Züchter bleiben. Es sollte aber
  die Pflicht eines jeden Züchters sein, seine Welpenkäufer zumindest aufzuklären. Schweigen hilft nicht!

- Ich wünsche diese Erkrankung keinem Hund, und ich wünsche keinem Menschen, dass er seinen Freund auf diese Weise
  verliert. Ich bin davon überzeugt, dass niemand, der einmal selbst von dieser Krankheit in seinem Umfeld betroffen war,
  den Gentest ignoriert oder wissentlich einen Wurf dm/dm-Hunde (also Hunde mit genetischem Hochrisikofaktor) züchtet.
  So toll und außergewöhnlich kann keine Verpaarung sein (und seien wir ehrlich, wie oft geht es dabei um optische Dinge??),
  dass es keine Alternativen gibt. Jeder findet seine Hunde einzigartig und außergewöhnlich, und das soll auch so sein! Aber
  als Züchter habe ich eine Verantwortung auch für die Familien, in die ich meine Hunde gebe. Nicht nur für die, die meine
  Zuchtpläne weiterführen. Sondern auch und gerade für die, die “einfach nur” ein tolles Familienmitglied möchten. Und da
  sollte Gesundheit an oberster Stelle stehen!

- Albions wunderbare Züchter, zu denen ich heute noch Kontakt habe, hatten übrigens noch keine Chance, das Risiko zu
  vermeiden: Den Gentest gab es 2004 noch lange nicht.
  Aber bei meiner Suche nach einem Nachfolger (ein Leben ohne Collie ist nichts für mich :-))... hatte ich einige sehr
  interessante, teilweise hoffnungsvoll stimmende, aber auch sehr ernüchternde Gespräche.
  Vielleicht wird man diese Krankheit eines Tages bekämpfen können. Danke an alle, die daran arbeiten!

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