Ein paar Worte zum Gentest... Die DM selbst kann bisher ausschließlich über eine Ausschluss-Diagnostik für ähnliche Erkrankungen festgestellt werden. Wirklich “beweisen” kann man eine vorhandene DM nur durch Entnahme und Untersuchung von Rückenmarksgewebe beim toten Hund. Seit einiger Zeit gibt es einen Gentest für eine Mutation im “SOD1-Gen”, welche mit dem Ausbrechen der DM in Verbindung gebracht wird. Das Schwierige dabei ist nun: Nicht bei jedem Hund, der die Mutation reinerbig (dm/dm) trägt, wird die Krankheit ausbrechen. Und auch Hunde, die genetisch “nur” Träger (N/dm) oder frei (N/N) sind, können durchaus im Laufe ihres Lebens Symptome entwickeln, die an eine DM erinnern. Teilweise wird auch von “verschiedenen Formen” der DM gesprochen. Hier ist noch nicht alles erforscht, was für eine Sicherheit und definitive Aussage des Gentests notwendig wäre. Grund genug für einige Züchter, den Gentest schlichtweg zu ignorieren oder seine Aussagekraft für die Zucht generell in Frage zu stellen.
Aus den persönlichen Erfahrungen, Informationen und Recherchen in der Zeit mit der Krankheit möchte ich hier einfach meine persönliche Meinung zur Thematik aufschreiben: - Albion wurde komplett auf mögliche Alternativen zu DM durchgecheckt, da z.B. eine Cauda Equina-Problematik (und andere Erkrankungen) im Anfangsstadium durchaus Ähnlichkeit mit DM haben. Als letzten Teil der Diagnose machten wir dann den Gentest, das Ergebnis dm/dm bestätigte unsere immer deutlicher werdende Vermutung. - Nach Erfahrung unserer (wirklich sehr gut informierten) Ärztinnen gibt es ganz typische Anzeichen für DM, die sich vor allem im Endstadium von ähnlichen Krankheitsbildern unterscheiden, so dass man sich doch sehr sicher sein kann, mit was man es zu tun hat. - DM ist eine (zum Glück) seltene Erkrankung. Ich hatte das Glück, dass unsere Ärztinnen und Physiotherapeutin bereits mit mehreren DM-Patienten Erfahrung hatten. Alle Hunde (etwa 10 insgesamt), bei denen aufgrund der Symptome bei Ausschlussdiagnose eine DM vermutet wurde und bei denen der Gentest gemacht wurde, hatten den Status dm/dm, ein Hund mit unklaren Symptomen N/dm.
- Mit dem Gentest testet man das RISIKO, an DM zu erkranken. Als Hundebesitzer OHNE Zuchtambitionen würde ich den Test bei meinem Hund nur machen lassen, wenn ein Verdacht auf DM besteht. Habe ich einen gesunden, fitten Hund, kann ich mit dem möglichen Ergebnis dm/dm nichts anfangen (außer mich verrückt zu machen...). Es gibt nach heutigem Wissen keine vorbeugenden Maßnahmen oder Medikamente, die den Ausbruch der Krankheit hinauszögern oder gar verhindern. Wir vermuten, dass Albions guter Trainingszustand und Bemuskelung den Ausbruch durchaus hinausgezögert haben könnten. Aber eine gesunde und fitte Lebensweise ist für JEDEN Hund von Vorteil, ob er nun den SOD1-Status dm/dm hat oder nicht.
- Eine völlig andere Sache ist aus meiner Sicht der Umgang mit dem Test als ZÜCHTER! Ja, wir testen “nur” ein Risiko... Aber wenn ich als Züchter das Risiko einer solch schlimmen Erkrankung senken kann, dann ist es meine Pflicht, das zumindest in meinen Zuchtplänen zu berücksichtigen! Komplettes Ignorieren “weil der Test sowieso nicht aussagekräftig ist” ist sicher der falsche Weg. Oft wird hier der (durchaus sehr wichtige!) Genpool als Argument bemüht. Wenn dann der gleiche Züchter eine Inzuchtverpaarung auf einen Championrüden macht, darf man diese Aussage zumindest deutlich hinterfragen. Leider wird zu oft ein Gentest nicht gemacht, aus Angst, die eigenen Zuchthunde mit einem “Makel” zu behaften. Dann lieber die Augen verschließen und nur alle Argumente GEGEN den Test sehen... Ich wünsche mir, dass alle Zuchthunde getestet werden müssen - so kann niemand die Augen verschließen und man bekäme überhaupt erst einmal einen Überblick über die Verbreitung der Mutation in der Rasse. Der Umgang mit den Ergebnissen sollte zumindest zum jetzigen Stand Sache der (hoffentlich verantwortungsvollen) Züchter bleiben. Es sollte aber die Pflicht eines jeden Züchters sein, seine Welpenkäufer zumindest aufzuklären. Schweigen hilft nicht!
- Ich wünsche diese Erkrankung keinem Hund, und ich wünsche keinem Menschen, dass er seinen Freund auf diese Weise verliert. Ich bin davon überzeugt, dass niemand, der einmal selbst von dieser Krankheit in seinem Umfeld betroffen war, den Gentest ignoriert oder wissentlich einen Wurf dm/dm-Hunde (also Hunde mit genetischem Hochrisikofaktor) züchtet. So toll und außergewöhnlich kann keine Verpaarung sein (und seien wir ehrlich, wie oft geht es dabei um optische Dinge??), dass es keine Alternativen gibt. Jeder findet seine Hunde einzigartig und außergewöhnlich, und das soll auch so sein! Aber als Züchter habe ich eine Verantwortung auch für die Familien, in die ich meine Hunde gebe. Nicht nur für die, die meine Zuchtpläne weiterführen. Sondern auch und gerade für die, die “einfach nur” ein tolles Familienmitglied möchten. Und da sollte Gesundheit an oberster Stelle stehen!
- Albions wunderbare Züchter, zu denen ich heute noch Kontakt habe, hatten übrigens noch keine Chance, das Risiko zu vermeiden: Den Gentest gab es 2004 noch lange nicht. Aber bei meiner Suche nach einem Nachfolger (ein Leben ohne Collie ist nichts für mich :-))... hatte ich einige sehr interessante, teilweise hoffnungsvoll stimmende, aber auch sehr ernüchternde Gespräche. Vielleicht wird man diese Krankheit eines Tages bekämpfen können. Danke an alle, die daran arbeiten!
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